ER009 Intersektionalität

Stefan ist Behindertenpädagoge und dort auch mit dem Ansatz in Berührung gekommen. Wir sprechen über viele Facetten der Intersektionalität und der Diskriminierung: Geschlecht, Rasse und Behinderung – und finden heraus, dass sie alle ähnlich funktionieren. Sie alle gründen auf einer Art des Biologismus, also eines Ansatzes, der die Diskriminierung damit rechtfertigen will, dass die Unterschiede und Benachteiligungen aufgrund der Unterschiede, in der Natur begründet seien. Stefan erzählt bei der Gelegenheit von seiner Unfähigkeit, Kaugummiblasen zu machen und Katrin stellt fest, dass sie in einer besseren Welt Ärztin hätte werden können.

ER008 Privatinsolvenz

Wie ist das, wenn man erkennt: Aus diesen Schulden komme ich nie wieder raus? Wie erklärt man so etwas seiner Mutter, seinen Freunden, seinem Arbeitgeber? – Der Gang zum Schuldnerberater, der Besuch des Gerichtsvollziehers, das Leben nach der Privatinsolvenz – all das hat Basti erlebt und erzählt von seinen Erfahrungen. Wer glaubt, man könne mit dem Finger auf solche Geschichten zeigen, sollte gut zuhören. Ich würde behaupten, dass hier fast jede_r noch was über den vernünftigeren Umgang mit Geld lernen kann.

ER007 Mutterseelenalleinerziehend

Sie war gerade 20 Jahre alt, das wurde Maike von Wegen ungewollt schwanger. Ihre Familie reagierte wenig amüsiert. Man ließ die junge Mutter weitestgehend allein mit ihrem Kind – auch der Vater zog sich aus der Verantwortung.
Mit dem Bloggen schaffte die junge Mutter einen Raum, der sie aus der Falle des Sich-Schuldigfühlens herausholte. Hier merkte sie: Ich bin nicht alleine – 1,7 Millionen andere Menschen stehen genauso da und haben ähnliche Probleme.

Eine Episode ihres Lebens ist jedoch absolut unglaublich: Die eigene Mutter nimmt ihr das Kind weg und ein gerichtlicher Kampf von anderthalb Jahren entspinnt sich im Kampf um das Sorgerecht. Der Wahn und Irrsinn von Behörden ist Maike von Wegen seitdem besser bekannt, als ihr lieb ist.

ER006 Gitti Hentschel: „Wir Feministinnen“ und die Gründung der taz

Dieses Mal spreche ich mit Gitti Hentschel. Sie ist seit 2007 zusammen mit Henning von Bargen Leiterin des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung, seit 2000 leitete sie den Vorgänger, das Feministische Institut. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Frieden- und Sicherheitspolitik mit einem Fokus auf die Geschlechterperspektive. 1978 hat sie die taz mit gegründet.

Als Kommunikationswissenschaftlerin und Sozialpädagogin hat Gitti eine spannende Biografie: Geboren und aufgewachsen im Ruhrpott in Essen in kleinbürgerlichem Umfeld, wurde sie zunächst sehr katholisch erzogen (in einer Nonnenschule, einer reinen Mädchenschule), war etwas Besonderes, weil sie Abitur machte und emanzipierte sich nach der Schule von dieser Erziehung und Sozialisation – sie zog aus, am liebsten wollte sie ganz weit weg. Zumindest erst einmal nach Münster. Dort studierte sie Publizistik, Soziologie und Psychologie.

Um 1970 verschlug es sie schließlich nach zwei Semestern in Münster nach Berlin. Dort lebte sie in politisierten Zusammenhängen, lernte Kommunisten, Trotzkisten und anderes linkes Gesocks kennen. Schloss sich manchen an, machte um andere lieber einen größeren Bogen. Und entwickelte eine politische Haltung, die bis heute für sie wichtig ist. Im Zentrum steht für sie das Streben nach Gerechtigkeit.

Schließlich war sie dabei, als die taz zunächst als Idee, dann auch als ganz reales Projekt, als Papier in der Hand, entstand. Ein eigenes Medium, Gegenöffentlichkeit – ein Traum, der bis heute fortbesteht. Wie ist das, so ein Projekt zu starten? Was verlangt es von den Menschen, die sich dafür engagieren und wie hat sich die Zeitung aus Sicht einer der Mitgründerinnen über die Jahre entwickelt?

Weitere Stationen in Gittis Leben war Vorstandsarbeit für das 4. Berliner Frauenhaus, Mitherausgeberin der Wochenzeitung der Freitag, Mitgründerin des alternativen Radio 100, hauptamtliche Frauenbeauftragte der Alice-Salomon-Hochschule. Interessant für mich waren vor allem auch das Unverständnis zwischen West- und Ost-Feministinnen, das Gitti in den 90ern erlebte.

ER001 Nullnummer

Katrin Rönicke und Marco Herack sprechen über die Ausrichtung und Ziele des Formats Erscheinungsraum. Sie sinnieren über die zukünftigen Gäste und warum Marco ein guter erster Gast ist. Über Wahrnehmungen von Menschen im Netz und wie man sich dort trefflich zoffen kann. Außerdem philosophieren sie über Freundschaften on- und offline, die Schwierigkeit, Meinungsverschiedenenheiten auszuhalten und auf einer freundschaftlich-persönlichen Ebene klarzukommen. All das in einer kurzweiligen halben Stunde.