ER005 Die verlorene Patientin

In dieser Episode ist der Gast absichtlich anonym. Bitte outet sie nicht – selbst wenn ihr sie erkennen solltet. Nur so werden vertrauliche Gespräche dieser Art auch weiterhin möglich.

Maren ist 33 Jahre alt und musste Anfang des Jahres um ihre Existenz bangen. Hintergrund war ein Bandscheibenvorfall im Sommer 2012 und seine langwierigen Folgen. Nicht nur, dass sie während dieser Krankheitsphase ihren Job verlor. Die Krankenkasse zeigte sich alles andere als verantwortungsvoll. Im Gegenteil. Zuerst lehnte sie es ab, die Reha-Kosten zu übernehmen. Und es kam noch schlimmer: Als es am dringendsten nötig gewesen wäre, verweigerte die Kasse nicht nur die Zahlung des Krankengeldes sondern schmiss Maren aufgrund einer Gesetzeslücke ganz raus. Und entledigte sich damit einer „teuren“ Patientin. Denn Maren ist Chronikerin.

Manfred Fiedler ist Mitautor des Attac Basis-Textes „Gesundheit ist keine Ware“ und hat als Diplomsozialwissenschaftlicher mit Schwerpunkt Sozialökonomie, vor allem Gesundheitsökonomie, dabei vor allem Krankenhausbetriebslehre, langjährige Erfahrungen im Krankenhaus-Bereich gesammelt. Er sieht in der Art, wie die Krankenkasse mit Maren umging keinen Einzelfall, sondern Auswirkungen einer Wettbewerbs-Logik, die alle Kassen beherrscht.

Gemeinsam sprechen wir über die Geschichte einer jungen Frau als Beispiel für viele andere Geschichten und grundsätzliche Probleme des Gesundheitssystems. Was ist das für eine Logik, die dazu führt, dass Patientinnen, die seit ihrer Geburt bei einer Krankenkasse versichert sind, in dem Moment, in dem sie am meisten auf deren Leistung angewiesen sind, komplett im Stich gelassen werden? Was ist das für ein Gesundheitssystem und wo liegen Versäumnisse der Politik? Wie auch eine Reportage des NDR zeigt ist Maren alles andere als ein Einzelfall. Die Kassen bekommen sogar „Tipps“, wie sie teure Patientinnen loswerden können. Auf der einen Seite stehen Fälle wie der von Maren, auf der anderen Seite ein Rekord der Krankenkassen-Rücklagen von 28 Milliarden Euro im Jahr 2013 (im Podcast ist irrtümlich von 19,5 Milliarden die Rede – das war die Zahl von 2012).

Wir heben ein vermeintliches „Einzelschicksal“ auf die politische Ebene. Was läuft hier falsch und wie kann und muss die Politik hier umdenken, um Patientinnen und Patienten wirklich zu verSICHERn? Und: Wir fordern alle auf, aktiv zu werden.

Und wieder ist mir ein Anfängerinnen-Fehler passiert, denn ich habe in der Postproduktion von Herrn Fiedler einige Teile weggelöscht ohne es zu merken – ich bitte vor allem Herrn Fiedler vielmals um Entschuldigung, gelobe Besserung und gelernt zu haben. Was ich scheinbar auf die ganz harte Tour mache.

Music: SaReGaMa – Lucky Number 7 (CC-BY-NC-ND 4.0)

Im Podcast sprechen wir auch über eine Reportage des NDR. Diese könnt ihr hier sehen:

Links und Hinweise

ER003 Che: Antirassismus, Flüchtlingsarbeit und Bergsteigen – aus einem bewegten Leben

Che2001 ist einer dieser Menschen, die sehr viel zu erzählen haben. Sein politischer Aktivismus begann 1982, da erblickte ich gerade das Licht der Welt. Er verweigerte den Kriegsdienst, ging zu Amnesty International, arbeitete viele Jahre in der Flüchtlingsarbeit und war bei der Gründung der Autonomen dabei.

Wir schöpfen aus dem Erfahrungsschatz eines in Göttingen politisch sozialisierten Aktivisten, der viele Aufs und Abs in der Linken Szene mitbekommen hat. Der mit Menschen aus der ganzen Welt gearbeitet hat, der Linke Diskurse mit Verve aber auch kritisch führt und begleitet. Che ist ein passionierter Antirassist und Kapitalismuskritiker, dessen politische Überzeugung durch die Fülle an Erfahrungen ein breites Fundament bekommen haben. Darüber hinaus ist er einer der Blogger, die bei Dotcomtod das Platzen der New Economy-Blase begleiteten und er hat schon so manche Nervenkitzel auf hohen Bergen ausgehalten.

Wir sprechen über kriegsähnliche Zustände zwischen rechts und links, über autonome Bildung und die Begegnung von Menschen auf Augenhöhe. Ein Gespräch über ein sehr bewegtes Leben.

Bei der Aufzeichnung ist mir leider ein kleiner Verkabelungs-Fou passiert (und die Skype-Qualität tut dann ihr übriges) und die Klangqualität ist nach stundenlanger manueller Audiobearbeitung (mein Podcast-Newbie-Lehrgeld!) zwar wesentlich besser, aber leider nicht mehr so zu retten gewesen, wie mensch sich das wünschen würde. sorry!

UPDATE 27.05.2013, 22:22 Uhr: dank der tollen Unterstützung und Hilfe von Georg von Auphonic ist der Che nun wesentlich besser zu verstehen und der Podcast angenehmer zu hören! Die Jungs machen wirklich großartige Arbeit und ich habe jetzt auch mal die Monthly Donation aktiviert!

Music: SaReGaMa – Lucky Number 7 (CC-BY-NC-ND 4.0)
Music: SaReGaMa – Lucky Number 7
saregama-music.blogspot.com

„ER003 Che: Antirassismus, Flüchtlingsarbeit und Bergsteigen – aus einem bewegten Leben“ weiterlesen

ER002 Hannah Arendt

Katrin Rönicke und Maike Weißpflug unterhalten sich über das Politische als Gegensatz des Totalitären, über Kritik und das Öffentliche – und über die Welt, die ein Tisch ist.

Hannah Arendt ist als politische Denkerin vielen bekannt und dennoch heute oft auf eine zwiespältige Art und Weise wahrgenommen. Anfang des Jahres versuchte sich Margarete von Trotta daran, sie und ihre besondere Persönlichkeit in einem Film darzustellen. Mit Maike Weißpflug habe ich mich über Hannah Arendt unterhalten, die als Denkerin und Ideenpolitikerin auch den Titel dieses Podcasts sowie seine Ausrichtung inspirierte: Im Erscheinungsraum werden Menschen wer, erlangen ihre Geschichten politische und auch normative Kraft und werden mächtig.

Maike Weißpflug forscht und lehrt im Bereich Politische Theorie und Ideengeschichte am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Aachen und schreibt ihre Dissertation mit dem Titel „Welterschließende Kritik“, in der Hannah Arendt, wie auch sonst in ihrer wissenschaftlichen Arbeit, eine wichtige Rolle spielt.

Welche Bedeutung hat Kritik? Wie entsteht und besteht Macht? Wie gehen Freundschaften, Soziales und Politisches/Öffentliches mit- und nebeneinander? Und wie können wir all diese Fragen in Zeiten des Internets neu denken? Was ist das eigentlich genau – ein Erscheinungsraum und wie lässt man ihn entstehen?

Music: SaReGaMa – Lucky Number 7 (CC-BY-NC-ND 4.0)

„ER002 Hannah Arendt“ weiterlesen

ER001 Nullnummer

Die erste Ausgabe meines eigenen Podcasts! (*hüpf*)
Zu Gast ist Marco Herack, der mit mir zusammen ein bisschen das Warmwerden probiert. Wir sprechen über die Ausrichtung und die Ziele von Erscheinungsraum. Wir sinnieren auch darüber, warum Marco ein guter erster Gast für dieses Format ist. Wie er im Netz wahrgenommen wird, wie wir aufeinandertrafen und uns zofften. Außerdem philosophieren wir in dieser ersten halben Stunde kurz über Freundschaften on- und offline und über die Schwierigkeit, neben politischen Meinungsverschiedenheiten auf einer freundschaftlich-persönlichen Ebene klarzukommen.
In kurzweilgen 30 Minuten präsentieren wir euch diesen kleinen Ritt durch große Themen.

avatar
Katrin Rönicke
Music: SaReGaMa – Lucky Number 7 (CC-BY-NC-ND 4.0)

Music: SaReGaMa – Lucky Number 7
saregama-music.blogspot.com

Ein eigener Podcast

Nun ist es also bald so weit: Mein eigener kleiner Podcast wird ins Netz gehen. Ich trage mich mit der Idee schon seit einiger Zeit schwanger. Der CRE über Feminismus hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und die folgenden Podcasts haben die Sucht nur verstärkt. Mir gibt Podcasting etwas und ich glaube, es liegt mir auch.

Im Erscheinungsraum sollen verschiedene Menschen im Gespräch sichtbar oder neu sichtbar werden. Podcasting – so meine Überzeugung – hat ein emanzipatorisches Potential. Im Gespräch, das in den öffentlichen Raum gelangt, werden wir wer. Mein Podcast soll eine Bühne für Menschen sein, die nicht immer so gehört werden, wie es möglich wäre. Die keine Stimme haben, oder deren Stimme man verzerrt. Die in Klischees oder Nischen hängen.

Das ist die Idee. Kommen wir also zur Praxis. Losgehen soll es im April/Mai 2013.