Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien sind lange her. Ich zum Beispiel war damals zu jung, um zu verstehen, was passiert und warum. Danijel Višević war 14 Jahre alt und lebte in Deutschland, bangte aber um seine Verwandten, er spricht von einer „dunklen Wolke“, die über ihm hing. Und doch ging es fast genauso wenig an, wie uns. Dachte er lange, bis er im Internet auf einen Film stieß, der ihn für die Friedensbewegung und ein Konzert in Sarajevo begeistern konnte. Seitdem ist alles anders und Danijel steckt all seine Energie in das „Zetra-Projekt“, benannt nach dem Ort, wo damals das Konzert stattfand. Er ist überzeugt, dass die Geschichten, die von den Menschen, die damals dabei waren, erzählt werden, uns vieles lehren können. Lehren über den Krieg. Und wie er auch solchen passieren kann, die friedlich sind, die Frieden wollen. Die Protagonisten ziehen teilweise Parallelen zu unserer heutigen Zeit, wo rechte Hetze in ganz Europa ein Problem wird, wo der Nationalismus blüht wie nie. Denn auch damals entflammte der Hass entlang einiger weniger Protagonisten, die nationalistisch hetzten und damit viel zerstören konnten.
Danijel darf hier auch für sein Projekt werben, dass am 28.06.2016 in einer Crowdsourcing-Kampagne mündete. Es werden mehr Geschichten gesucht und ihr könnt dazu beitragen, sie zu finden.
Music: SaReGaMa – Lucky Number 7
saregama-music.blogspot.com
Links und Hintergründe
- Danijel Višević auf twitter
- Das Zetra-Project im Netz
- Zetra-Project auf Facebook
- Wikipedia: Jugoslawien
- Wikipedia: Jugoslawienkriege
- Krautreporter: Der Krieg und ich (von Danjel Višević)
- Spiegel: Warum bricht ein Krieg aus, den niemand will? (von Carolyn Braun, Marcus Pfeil und Danijel Višević)
- re:publica 2016: Danijel Višević
Sehr spannende Folge, vielen Dank.
Ich habe gerade erst in Kroatien vor einem entsprechenden Zetra Plakat gestanden, und fand das Projekt da schon hilfreich. Insbesondere, da mich der Umgang mit dem Krieg in Kroatien etwas verstört hat, genauer, wie er nahtlos in den Tourismus eingebunden wird.
konkret findet man in vielen Touristen-Orten große Schautafeln und auch Gedenkräume, in denen den Opfern des Krieges gedacht wird. Flankiert wird dies von gut gemachten und auch eindrücklichen Info-Grafiken, die etwa auf einem Stadtplan sämtliche Einschläge von Granaten verzeichnen, oder vorher/nachher Bilder aus dem Krieg und dem heutigen, renovierten Zustand von Gebäuden.
Das finde ich auch noch legitim, eine Stadt darf Wunden zeigen, Verdrängung ist hier auch keine Lösung.
Was mich aber gestört hat, und das war kein Einzelfall sondern systematisch bei allen Gedenktafeln: das konkrete Wording. Hier wurde ausnahmslos und direkt von der „Serbischen Aggression“, dem „Serbischen Überfall“ und den „Serbischen Kriegsverbrechen“ gesprochen. Ich habe das über die Sprachen verfolgt: es ist nicht nur unglückliche Übersetzung sondern bewusst in jeder Sprache so gewählt.
Mit keinem einzigen Wort wird die auch durchaus kritisch zu sehende Rolle/Position der Kroaten thematisiert.
Im Ergebnis blieb bei mir der Eindruck: der Krieg ist immer noch sehr präsent, es gibt einen hoch professionellen Umgang mit der Gedenk-Kultur, die ist jedoch im Wesen nach vor allem eines: unversöhnlich.
Auf mich wirkte das – nach nun doch auch schon 25 Jahren – bedenklich.
ja. ich denke auch, von allem, was ich aus den Gesprächen mit anderen Leuten vor Ort mitbekomme: Der Nationalismus ist sehr stark in den Balkan-Ländern. :(
Umso schöner finde ich die Idee des Zetra-Projects, ich hoffe, dass es schaffen kann, eine alternative Erinnerungskultur anzubieten, in der es um das Verbindende und Gemeinsame geht.
http://www.spiegel.de/einestages/jugoslawien-1991-vor-dem-krieg-wir-waren-so-naiv-a-1102731.html